«Corona hat die Digitalisierung beschleunigt – auch bei uns»

Interview mit Domenico Scala, Chairman of the board Basel Area Business & Innovation und Christof Klöpper, CEO Basel Area Business & Innovation von Annett Altvater

Dieses Jahr war geprägt von der Corona-Pandemie. Wie hat sich dies auf die Basel Area ausgewirkt?

Christof Klöpper: In der ganzen Schweiz ist die Wirtschaft schwer von der Krise betroffen. Das gilt nicht nur für die Hotellerie und den Tourismus, sondern auch für andere Branchen wie die exportabhängige Uhrenindustrie. Insgesamt ist die Basel Area im Vergleich zu anderen Schweizer Regionen noch gut durch das Jahr gekommen.

 

 

Domenico Scala: Die Basel Area ist geprägt von einer vorteilhaften Wirtschaftsstruktur. Mit Novartis und Roche haben wir zwei Weltkonzerne, die jeden Monat mehrere Hundert Millionen an Lohnsummen auszahlen. Davon profitieren auch viele Zuliefererbetriebe. Im Vergleich mit anderen Wirtschaftsregionen stehen wir daher nach wie vor gut da. Die Life Sciences, die hier einen starken Cluster bilden, gehören zu den Gewinnern.

 

Können Sie dies noch etwas ausführen?

Scala: Einen wesentlichen Beitrag leisteten die Firmen selbst, die rechtzeitig in Technologien und Infrastruktur investiert haben. Dazu gehören IT-Firmen, aber auch Biotechnologieunternehmen. Wir profitieren ausserdem von der aussergewöhnlich guten Ausgangslage der Schweiz. Die Staatsfinanzen sind in Ordnung und die politischen Rahmenbedingungen sind stabil. Die Krisenbewältigung hätte zentraler organisiert sein können, das ist ein Kritikpunkt. Trotzdem bin ich überzeugt, dass der Föderalismus langfristig ein bewährter Pluspunkt ist, der auch der Basel Area nützt.

Klöpper: Dass die Wirtschaft in der Region vergleichsweise gut dasteht, hat auch damit zu tun, dass die finanzielle Hilfe während des ersten Lockdowns im Frühling schnell bei den Firmen ankam. Dazu kommt, dass viele Firmen ihre unternehmerische Eigenverantwortung sehr ernst nehmen. Viele Startups, die wir begleitet haben, konnten sich selbst durchbeissen. Manche konnten sogar während der Krise grosse Finanzierungsrunden abschliessen.

 

Mit Corona wurde die Arbeit im Homeoffice zur Normalität. Wie wirkte sich dies im wirtschaftlichen Cluster der Basel Area aus?

Klöpper: Wir haben in unserer Region einen starken Life-Sciences-Cluster. Dieser Cluster wird auch in Zukunft wichtig bleiben. Es gibt Funktionen, die man mit Videokonferenzen nicht ersetzen kann. Aber es stimmt: Jeder Cluster steht unter einem erhöhten Konkurrenzdruck, wenn ein Grossteil der Angestellten selbst entscheiden kann, wo ihr Schreibtisch stehen soll.

 

 

Scala: Die gut ausgebaute technologische Infrastruktur in der Basel Area ist eine Voraussetzung für ein flächendeckend gut funktionierendes Homeoffice – für die Funktionen, in denen dies möglich ist. Eine weitere Voraussetzung ist die Flexibilität in der Arbeitsorganisation, die es vielen erlaubt hat, von Zuhause aus weiterzuarbeiten. Die reibungslose Umstellung auf Homeoffice trug in der Krise zur Resilienz der Wirtschaftsregion bei. Die gegenwärtige Pandemie wird die Welt nicht fundamental verändern. Sie wird aber bestehende Trends verstärken. Die Vorstellung, dass bald jedes Unternehmen ganz auf Homeoffice setzen wird, scheint mir zu drastisch. Je nach Branche und Firmenkultur wird sich das unterschiedlich entwickeln. Ich bin überzeugt, dass ein starker Cluster wie die Basel Area auch weiterhin wichtig sein wird – unabhängig davon, wie die einzelnen Unternehmen ihre Arbeitsplätze organisieren.

 

Wie ist die Organisation Basel Area Business & Innovation mit den Herausforderungen durch Covid-19 umgegangen?

Klöpper: Für uns war wichtig, die Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und das Team zu schützen. Beides ist uns gut gelungen. Trotzdem gibt es Bereiche, die leiden. Wenn wir ausländische Firmen vom Standort überzeugen wollen, funktioniert das am besten vor Ort. Dies war 2020 kaum möglich. Corona hat die Digitalisierung beschleunigt – auch bei uns. Wir haben rasch viele Prozesse und Dienstleistungen digitalisiert. Coachings laufen heute via Videokonferenz ab, Veranstaltungen finden online statt. Ich habe festgestellt, dass der Umgang mit der Arbeitszeit im Homeoffice rationaler wurde. Viele Meetings sind kürzer und effizienter, Wege fallen weg. Gleichzeitig leidet die menschliche Komponente – und damit ein wichtiges Element in der Kommunikation.

Scala: Wir hatten trotz Corona ein hervorragendes Jahr: Es zogen fast so viele Firmen in die Basel Area wie im Vorjahr und auch die Zahl der Neugründungen in der Region ist hoch. Mit 850 Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben wir den grössten Event in der Geschichte der Organisation veranstaltet. Basel Area Business & Innovation hat gut funktioniert und grosse Projekte konnten wie geplant umgesetzt werden. Der Vorstand ist mit dem Team und dem Management sehr zufrieden

 

Welche Projekte bestimmten das Jahr 2020?

Klöpper: Die Bauarbeiten für den Innovationscampus von Herzog & de Meuron in Allschwil haben begonnen. Wir konnten als erste externe Organisation einen Standort des Switzerland Innovation Park Basel Area auf dem Novartis Campus eröffnen. Am Standort Jura haben wir eine weitere Etage ausgebaut. Ausserdem haben wir uns klarer positioniert und unseren Auftritt neu lanciert. Entscheidend war zudem, dass Basel-Landschaft und Basel-Stadt die weitere Finanzierung von BaseLaunch gesichert haben.

 

Was erwarten Sie vom Jahr 2021?

Scala: ie wirtschaftliche Ausgangslage in der Region ist besser, als es zum Teil dargestellt wird. Viele Menschen haben Arbeit und ein Einkommen. Diese Mittel werden früher oder später wieder vermehrt in den Konsum fliessen. Die Steuerreformen in Basel-Landschaft, Basel-Stadt und im Jura tragen ihren Teil zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort bei: Unsere drei Trägerkantone führen eine Patentbox ein oder haben dies schon getan und senken den Gewinnsteuersatz für Unternehmen.

Klöpper: Ich rechne damit, dass wir 2021 weniger Firmen bei der Ansiedlung begleiten werden. Wir stellen fest, dass ausländische Firmen zurzeit eher abwarten. Sie wollen die Region zuerst kennenlernen und persönlich erleben, bevor sie hierher expandieren. Kommen weniger Firmen in die Basel Area, gehen auch die Investitionen zurück. 2020 war ein Rekordjahr für Gründungen, was mich nicht überrascht hat. Eine Krise in Kombination mit einem attraktiven, stabilen Umfeld führt zu mehr Gründungen.

Welche Schwerpunkte setzen Sie für 2021?

Klöpper: Unsere Kundinnen und Kunden haben unterschiedliche Bedürfnisse. Eine Firma aus dem Ausland will potenzielle Partner kennenlernen, ein innovatives Biotech-Startup interessiert sich für Labors, ein Gründer sucht beispielsweise Experten für den asiatischen Markt. Um diese Bedürfnisse noch besser zu bedienen, werden wir unsere Tätigkeitsbereiche stärker miteinander verknüpfen. Kurz: Wir wollen unsere Dienstleistungen auch 2021 weiter verbessern.

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